Offensive Line 2025

Wenige Positionsgruppen waren in den letzten Jahren derart oft der Kritik ausgesetzt wie die fünf Jungs in den Trenches. Das Front Office experimentierte viel herum, bis zu dem Punkt, dass man mit den beiden Jung-Tackles Jones und Fautanu noch in der bereits laufenden Saison rotierte. Einer Gruppe, die anfällig für Veränderungen ist wie keine zweite, hat das bestimmt keinen Gefallen getan. Hinzu kamen zahlreiche, teils saisonbeendende Verletzungen. Was die Stabilität betrifft, kann es 2025 also nur besser werden. Personell ist man dafür allerdings an einem Punkt angekommen, an dem sie keine offensichtlichen Lücken klaffen lässt und im Rahmen der Offseason bedient werden muss.

Die Starter für die kommende Spielserie stehen mit Jones, Seumalo, Frazier, McCormick und Fautanu de facto fest und die fünf können sich darauf konzentrieren, die Chemie untereinander zu stärken, statt immer und immer wieder neue Gesichter neben sich zu haben. Left Guard Isaac Seumalo ist als erfahrener Veteran Anker der vier Jungen Linemen neben sich, die in dieser Konstellation zusammenwachsen können.

Reihe zwei ist dahinter allerdings sehr dünn besetzt. Zwar hat man noch vor dem Draft den ein oder anderen Free Agent in die eigenen Reihen geholt, die Abgänge von James Daniels oder Dan Moore Jr. wird man damit qualitativ aber nicht kompensieren können. Die Notwendigkeit, bereits früh im Draft zuzuschlagen, gibt es in der Form trotzdem nicht, sodass man sich auf die späten Runden und Spieler mit viel Entwicklungspotenzial konzentrieren kann.

Offensive Tackle

• Leicht gebauter Allrounder
• Technisch und körperlich viel Potenzial
• Erfahrener Starter
• Stand jetzt nicht NFL-reif

Positives

Chase Lundt war die letzten vier Jahre etablierter Starter bei Connecticut, spielte dabei stets als Right Tackle und gab seiner Schule keinen Anlass, von ihm als Blocker abzuweichen. Er ist recht groß gebaut und könnte mit etwas mehr Gewicht schnell NFL-typische Maße erreichen. Er nutzt seine langen Beine beim Snap, um dem Pass Rusher gekonnt die ersten Meter abzunehmen und im richtigen Moment mit schnellem, hartem Griff Kontakt herzustellen und zu halten. Seine Bewegungen wirken dabei generell flüssig und natürlich.

Negatives

Mit 304 Pfund ist Lundt eher leicht gebaut, was die entsprechenden Nachteile mit sich bringt. Gegen Speed-to-Power Moves muss er oft zu weit nach hinten weichen und erlaubt es dem Rusher, die Pocket sehr schnell sehr klein zu machen. Technisch ist er noch nicht auf dem Niveau, um dies durch Arm- oder Beinarbeit auszugleichen oder dem Gegner seine Balance zu nehmen. Im Gegenteil: Nicht selten ist er das Opfer von Rip-Moves und lässt sich so aus dem Spiel nehmen. Mit mehr Gewicht auf den Rippen wird sich dieser Aspekt verbessern, dürfte sich allerdings kaum auf das schon jetzt hohe Padlevel auswirken. Für ein effektives Power Run Game fehlt ihm aber generell Kraft und Masse. Viel Zeit, sich an die NFL anzupassen, bleibt allerdings nicht. Mit fast 25 Jahren ist Lundt einer der älteren Prospects dieses Drafts.

Steelers Fit, weil

er mit gutem Coaching gerade technisch viel Potenzial hat und damit auch spät im Draft eine gute Option für wenig Kapital bietet.

SNG Prediction

Note: D
Draft: Tag 3
Karriere: Backup Spieler
Rolle: Pass Protector

• Großer Rohdiamant
• Viel Kraft und Masse
• Körperlich dominant
• Technisch viel Nachholbedarf
• Hohes Padlevel

Positives

Pierce ist der körperliche Überflieger dieses Drafts. Er hat allein durch seinen Körperbau die Veranlagung, Gegner im physischen Laufspiel zu dominieren und Schutz gegen kräftige Pass Rusher zu bieten. Seine Arme sind mit 36 Zoll die längsten vor dem Draft gemessenen und er nutzt diese Reichweite gekonnt aus. Es fällt ihm damit vor allem im Run Blocking leicht,den Erstkontakt herzustellen und seine Gegner mit purer Kraft zu überwältigen. Technisch bietet er genug Raum, um sich in der NFL noch weiter zu entwickeln.

Negatives

Wie die meisten Spieler mit seinem Körperbau ist er als Tackle anfällig für Speed Rusher und schnelle Richtungswechsel. Er ist es gewohnt, seinen Kraft- und Reichweitenvorteil nutzen zu können, der mit dem Sprung in die NFL aber um einiges schrumpfen wird. Technisch ist er dann jedoch noch nicht so weit, um weiterhin dominant zu sein. Er arbeitet sehr viel aus dem Oberkörper heraus, bewegt seine Füße langsam, teils sogar gar nicht. NFL-Level Pass Rusher werden ihn so gerade zu Beginn seiner Karriere noch schnell austanzen können.

Steelers Fit, weil

er mit 6 Fuß und 8 Inches in dieselbe Kategorie fällt, wie die AFC North Kollegen Daniel Faalele und Dawand Jones, auch wenn er mit 341 Pfund nicht ganz so schwer ist, wie die beiden genannten. Trotzdem wäre es keine Überraschung, wenn auch er im Draft in unserer Division, vorzugsweise bei uns, landet. Seine Größe und seine physische Herangehensweise bieten sich einfach für den harten Stil, der bei uns gespielt wird, an.

SNG Prediction

Note: D
Draft: Tag 3
Karriere: Backup Spieler
Rolle: Power Run Blocker

• Longshot für späte Draftrunden
• Flinke Bewegungen
• Probleme mit zu viel Raum
• Kraft und Technik ausbaufähig

Positives

Der erfahrene Starter aus Kansas kann vor allem mit schnellen Bewegungen und guten Bewegungen auf engem Raum überzeugen. Cabeldue schafft es stets, seinen Körper mittig vor dem Gegenüber zu halten, solange er nicht schnell über seine Außen geschlagen werden kann. Selbst bringt er jedoch genug Speed für Zone Runs und Pull Blocks mit. Er zeigt technisch sehr gute Ansätze, hält den Gegner beispielsweise im Pass Block mit einem Arm auf Abstand, um sich Optionen gegen schnelle Moves nach innen offen zu halten. Unter einem fähigen Line-Coach hat er damit durchaus das Potenzial, sich langfristig einen Spot in einem Roster zu sichern.

Negatives

Vor allem gegen kräftige Rusher sieht Cabeldue oft nicht besonders gut aus. Ihm fehlt die Kraft, um einen Gegner konstant aus der Pocket zu halten, wenn er diesem nicht frontal begegnen kann. Als Tackle hatte er so oft das Problem, seine offene Seite nicht schützen zu können. Aus Angst eben dort geschlagen zu werden, dreht er dann sehr schnell seine Hüfte ein, lehnt sich weit über seinen Schwerpunkt hinaus nach vorn oder versucht, beim Snap einen Vorsprung zu ergattern, was ihn wiederum anfällig für Penalties macht. In der NFL ist er vermutlich ein guter Kandidat für einen Wechsel auf die Guardposition, wo er nicht so einfach über außen geschlagen werden kann.

Steelers Fit, weil

man mit einer fertigen Starting-Line den Luxus hat, auf Risiko spielen zu können und sehr spät im Draft Spieler mit viel Upside zu ziehen. Cabeldue ist eben ein solcher Spieler, der es vermutlich nicht in das 53er Roster schaffen wird, jedoch genug Ansätze für eine gute Entwicklung mitbringt und eventuell viel Qualität für wenig Einsatz bringt.

SNG Prediction

Note: E
Draft: Runde 7 oder UDFA
Karriere: Practice Squad
Rolle: Zone Run Blocker

Interior Offensive Line

• Vertical Run Game Spezialist
• Viel Überblick gegen den Pass Rush
• Kräftiger Oberkörper
• Schlechte Hand-/Armtechnik
• Wenig Speed

Positives

Frazier ist mit seinen Maßen NFL typisch gebaut und sollte damit wenig Probleme haben, in der Liga anzukommen. Der Guard spielte fünf Saisons für die LSU, vier davon als Starter. Vor allem im Laufspiel kann er seine Kraft voll ausspielen und Lücken freiblocken. Auch beim Block auf Linebacker-Level macht er eine gute Figur. Hat er keinen direkten Gegenspieler, fällt es ihm leicht, Arbeit auf dem Feld zu finden und positiv Einfluss auf den Spielzug zu nehmen. Gegen den Pass Rush ist er ähnlich umsichtig. Er wird nur selten von Stunts überrascht und übernimmt Gegner von seinen Kollegen gekonnt. Er hat Erfahrung als Puller, auch wenn dies offensichtlich nicht seine Stärke ist.

Negatives

So dominant er mit seinem Körper sein kann, fehlt es ihm doch an technischer Finesse. Besonders bei Pass Blocks schafft er es nicht, sein Gegenüber mit wiederholten Punches von sich fernzuhalten. Stattdessen greift er oft genau einmal zu und versucht, den Griff anschließend nicht mehr zu lösen. Er ist damit mäßig erfolgreich, aber auch anfällig für Holding Penalties. Daneben ist er zu Fuß nicht der schnellste. Das merkt man besonders bei den oben angesprochenen Pull Blocks oder Zone Spielzügen.

Steelers Fit, weil

er mit seinem kraftvollen, vertikalen Stil genau in das bisher von den Steelers gespielten Scheme passt und die beiden Starter so von Beginn an ersetzen könnte, sollte dies notwendig werden.

SNG Prediction

Note: C
Draft: Runde 5
Karriere: Backup
Rolle: Power Run Blocker

• Kleiner Techniker
• Sehr viel Erfahrung
• Hoher Football IQ
• Größen- und Gewichtsnachteil
• Kurze Arme

Positives

Ein NFL O-Liner unter sechs Fuß? Geht das? Das geht! Lampkin spielt technisch auf einem unglaublich hohen Niveau. Für die Tar Heels startete er fünf Jahre lang und ließ in dieser Zeit insgesamt nur drei Sacks zu. Bereits Pre Snap ist er aktiv, verschafft sich einen Überblick über den Gegner, übernimmt nicht selten die Kommunikation in der Line. Hier zeigt sich zum einen seine Erfahrung, zum anderen aber auch sein hohes Spielverständnis. Anschließend geht er den Gegner mit vielen schnellen Punches an und überbrückt Distanzen schnell, um seinen Nachteil in der Reichweite zu kompensieren. Auch bei Pull Blocks und Blocks im zweiten Level kann er seinen Speed gezielt nutzen.

Negatives

Kommen wir zum Offensichtlichen: Mit 5’11” ist Lampkin für die Line SEHR klein gebaut. Das sorgt für natürliche Probleme bei der Reichweite und das damit einhergehende geringe Gewicht macht es ihm nicht einfach, gegen kräftige Pass Rusher Stand zu halten. Auch wenn er schnell zum Gegenüber aufschließt, hat dieser meist schon seine Hände an ihm, bevor er selbst in Reichweite ist. Im Zone Run fällt es ihm dann wiederum schwer, sich wieder vom Mann zu lösen und in Spielrichtung weiterzuarbeiten, da er den engen Kontakt benötigt, um Einfluss zu nehmen.

Steelers Fit, weil

er schon als Rookie viel Erfahrung und Spielverständnis in eine junge Einheit mitbringt. Lampkin wäre von Tag 1 an spielbereit und wird wenig Probleme damit haben, sich in die Gruppe einzufügen.

SNG Prediction

Note: C
Draft: Tag 3
Karriere: Instant Backup
Rolle: Zone Run Blocker

• Geübter Run Blocker
• Gutes Pad Level
• Aktiver Kommunikator
• Probleme mit zu viel Platz
• Anfällig für Stunts

Positives

Colby kommt aus der Iowa Offense, die sich letzte Saison nach dem Wechsel des Coordinators und dem Aufblühen von Running Back Kaleb Johnson zu einer dominanten Run Offense innerhalb der Big10 entwickelte. Vor allem das Zone Blocking ist dabei sein Steckenpferd. Er geht gekonnt im Fluss der Line mit, sucht nach Arbeit und klettert anschließend in das zweite Level, um sich den nächstbesten Linebacker vorzunehmen und so stets Einfluss auf das Play zu nehmen. Sein Pad Level ist für seine Größe sehr gut und er nutzt den dadurch entstehenden Hebel gekonnt aus, solange er den Gegner direkt vor sich hat. Bei Power Blocks hat er Erfahrung als Puller und platziert sich stets richtig, um dem Back mindestens eine Möglichkeit zu geben, Yards zu kreieren.

Negatives

Trotz langer Arme und NFL typischen Maßen spielt Colby nicht ohne Grund Guard. Mit zu viel Platz zu seinen Seiten ist er schnell überfordert und wirkt ungelenk, wenn er die Hüfte eindrehen muss. Auch seine Fußarbeit ist, freundlich gesagt, ausbaufähig. Als Interior Lineman kann er jedoch einiges davon kompensieren. Seine größte Schwäche ist jedoch der Pass Block. Gegen den einfachen Rush hält er stand, beginnt der Gegner jedoch, ihn mit Stunts oder Delay Blitzes zu fordern, kommt er schnell an seine Grenzen. Mit dem Sprung in die NFL wird das für ihn bestimmt nicht einfacher.

Steelers Fit, weil

er als erfahrener Run Blocker gut in die gewollt laufbetonte Offense der Steelers passt. Daneben müsste er sich als Hawkeye nicht einmal an neue Jerseys gewöhnen 😉

SNG Prediction

Note: D
Draft: Tag 3
Karriere: Backup / Practice Squad
Rolle: Zone Run Blocker