Mit etwas Schützenhilfe aus Tennessee haben wir den finalen Sprung der Regular Season geschafft und stehen in den Playoffs. Für unser Wildcard Game geht es ins verschneite Buffalo, New York. Für Sonntag sind dort 27°F (-3°C) sowie starker Wind und vormittags Schneefall angesagt. Aufgrund eines Reiseverbots, ausgesprochen durch den Bundesstaat, wurde das Spiel nun auf Montag 22:30 Uhr verschoben. Ein Ausnahmezustand, wie man ihn selbst in Buffalo nicht erwarten konnte. Die Bills kennen diese Bedingungen und sehen es als Heimvorteil. Doch auch in Pittsburgh ist man harte Winter gewohnt.
Weekly Update
– Injury Report –
Ausgenommen T.J. Watt, der sich gegen die Ravens eine Verletzung am Innenband zuzog und damit erst einmal einige Wochen kein Football spielen wird (und damit vermutlich sogar den Playoff Run der Steelers verpasst), konnten alle Spieler, die im Laufe der Woche teilweise nicht trainieren konnten, für das Spiel als aktiv gemeldet werden. Das beinhaltet erstmals auch wieder Safety Minkah Fitzpatrick, der nach Wochen Flickschusterei im Backfield wieder einiges an Stabilität in die Coverage bringen wird. Auch Damontae Kazee, der nach einem riskanten Tackle im Spiel gegen die Colts in Woche 15 von der NFL für den Rest der Saison gesperrt wurde, darf in den Playoffs wieder spielen. Damit bekommt man vor allem wieder etwas Spielraum in der Defense. Veteran Patrick Peterson, der als gelernter Cornerback die letzten Wochen primär Safety spielte, kann nun wieder flexibel im Rückraum eingesetzt werden. So ist man wieder in der Lage, auf den Gegner zu reagieren statt nur zu schauen, wer überhaupt in der Lage ist, auf den zuvor ausgedünnten Positionen spielen zu können.
– Erwartungen –
Coach Mike Tomlin bestätigte im Laufe der vergangenen Woche, dass Mason Rudolph auch am Sonntag als Quarterback starten wird. Er reagiert damit auf die gute Leistung Rudolphs in den letzten Games gegen die Bengals, Seahawks und Ravens. Wichtig ist nun, dass dieser das hohe Level der letzten Wochen gegen die starke Bills Defense halten kann. Mit dem Steelers Receiving Corps, das seit der Entlassung von Offensive Coordinator Matt Canada immer weiter in Fahrt kam, hat er viel Unterstützung und durch das Run Game durch Harris und Warren verhältnismäßig wenig Leistungsdruck. Dieses lieferte in den drei Wochen unter Rudolph ligaweit die drittmeisten Rush Yards (472) sowie die dritthöchste Erfolgsquote nach EPA/Play (0,102). Wir laufen also oft und erfolgreich.
Das vorhergesagt schlechte Wetter könnte ebenfalls ein wichtiger Faktor werden. Die Bills sehen derartige Bedingungen traditionell als eigenen Vorteil, bedenkt man, dass Buffalo im Winter bekannt für Schnee, Eis und Kälte ist. Vielleicht wägt man sich dort aber auch zu sehr in Sicherheit, denn auch dem Heinz Field (nun Acrisure Stadium) sind solche Bedingungen nicht fremd. Die Steelers werden sich im nördlichen New York also weniger unwohl fühlen, als die Bills es von ihnen erwarten. Hinzu kommt, dass schlechtes Wetter, egal welcher Form, dafür sorgt, dass das Laufspiel stärker fokussiert wird. Die Faktoren für ein missglücktes Play sind dort eben geringer als beim Pass. Und das Laufspiel aus Pittsburgh ist, wie oben schon beschrieben, aktuell unter den Top 3 der Liga. Unabhängig vom Ausgang wird es also kein angenehmes Spiel für das Team von Coach Sean McDermott.
Gegnercheck
Die Bills waren in Woche 18 noch in der Situation, dass sie die Division gegen die Dolphins verteidigen mussten und konnten so ihre Starter, anders als z.B. die Ravens gegen uns, nicht schonen. Das führte auch zu Verletzungsbedingten Ausfällen für Sonntag. Starting Receiver Gabriel Davis (Knie) und Backup Safety Taylor Rapp (Wade) werden nicht spielen können. Hinzu kommen Cornerback Rasul Douglas (Knie) und Linebacker Tyrel Dodson (Schulter), beide Starter, die vom Team als fraglich gemeldet wurden. Douglas konnte bereits die komplette Woche nicht trainieren. Beide wären harte Rückschläge für die Bills Defense. Douglas ließ mit 52,6% unter den Starting Cornerbacks der Bills mit Abstand die wenigsten Completions zu und Dodson hat aktuell die zweitmeisten Tackles des Teams.
– Offense –
Das Spiel der Bills dreht sich selbstverständlich um Star-Quarterback Josh Allen. Der ehemalige First Round Pick hatte diese Saison zwar einige Ups und Downs zu verkraften, setzte zuletzt beim Shootout gegen den Division Rivalen aus Miami aber nochmal ein Zeichen mit 359 Passing Yards und zwei Touchdowns. Neben seinem starken Arm sind es vor allem seine kraftvollen Runs und Scrambles, die ihn ausmachen. 514 Yards erzielte er auf diese Weise über die Saison hinweg. Doch auch durch die Luft ist er brandgefährlich. Lieblingsziel dabei? Stefon Diggs! Der Receiver fing bisher 107 von 160 Pässen in seine Richtung für 1.183 Yards und 8 Touchdowns. Ihn zu entschärfen, ist die Aufgabe der Steelers Secondary. Vor allem eine gute Leistung von Rookie Joey Porter Jr. ist dabei entscheidend, da er vermutlich die meisten Snaps gegen ihn bekommen wird. Auch die Rückkehr von Safety Fitzpatrick spielt mit hinein, ob nun als Sicherheitsfaktor im tiefen Feld oder in Einzeldeckung gegen Tight End Dalton Kincaid, der selbst auf 73 Catches für 673 Yards diese Saison kommt. Ein großer Faktor wird sein, ob Receiver Gabe Davis nun spielen wird oder nicht. Ein Ausfall würde den Nachmittag von Levi Wallace deutlich vereinfachen.
Neben dem Pass und den Runs durch Quarterback Allen funktioniert das Run Game fast ausschließlich über Runningback James Cook. Diese Saison hatte er 237 Carries für insgesamt 1.122 Yards. Backup Latavius Murray kommt auf 79 Läufe für 300 Yards. Auffällig ist aber der geringe Faktor, den die Runningbacks der Bills in der Redzone spielen. Nur 7 Touchdowns teilen sich Cook, Murray und Neuzugang Damien Harris. Josh Allen kommt dagegen auf 15 am Boden, sowie weitere 29 durch die Luft.
Die Offensive Line ist generell okay, spielt aber für die Offense der Bills eine vergleichsweise geringe Rolle. Im Run Game geben sie Cook Luft zum arbeiten und Allen ist mobil genug, um die Schwächen im Pass Block auszugleichen. Interessant wird natürlich trotzdem das Duell von Right Tackle Spencer Brown gegen Rookie Nick Herbig und Markus Golden, die für T.J. Watt dort spielen werden.
– Defense –
Die Bills spielen defensiv “Bend don’t break” aus dem Lehrbuch. Sie sind nach erlaubten Yards Platz 9 der Liga, nach erlaubten Punkten Platz 4. Die vielen Two High Shells (zwei Safeties tief im Feld) legen den Pass Rush in die Hände der Defensive Line und nehmen dafür die Big Plays tief im Feld aus dem Spiel. Ein wichtiger Faktor für Steelers Quarterback Rudolph, der die letzten Wochen auch durch seine Splash Plays positiv auffiel. Der Druck kommt vor allem durch die Mitte, in Person von Ed Oliver, sowie über die rechte Seite über Gregory Rousseau. Zusammen kommen beide auf 120 Pressures gegen die gegnerischen Quarterbacks dieser Saison. Rousseau wird Sonntag gegen Dan Moore spielen, während Oliver auf die Interior Line trifft, darunter auch der angeschlagene Isaac Seumalo und Center Mason Cole, der die ganze Saison schon nicht an seine letztjährige Leistung anknüpfen konnte.
Auf dem Linebacker-Level ist diese Saison der ehemals ungedraftete Tyrel Dodson die Überraschung der Bills Saison. Besonders im Run Game ist der vielseitige Defender ein wichtiger Faktor, da die Bills durch die tiefen Safeties keine Hilfe für die Linebacker in der Box zur Verfügung stellen. Auch er konnte jedoch noch nicht final für das Game freigegeben werden und ein Ausfall wäre ein echter Schwachpunkt in einem Game, das wahrscheinlich primär am Boden entschieden wird.
Die beiden angesprochenen tiefen Safeties sind dabei die Veteranen Jordan Poyer und Micah Hyde, die bereits seit 2017 den Stil der Bills Defense ausmachen. Sie bilden das Sicherheitsnetz, das den Spielern vorn erlaubt, aggressiv zu spielen, ohne immer um den tiefen Pass fürchten zu müssen. Cornerback Rasul Douglas, der die ganze Woche nicht trainieren konnte und als fraglich gilt, wird allerdings entweder gar nicht oder zumindest angeschlagen spielen müssen. Ohne ihn würden entweder George Pickens oder Diontae Johnson von Backup Dane Jackson gecovert werden. Hinzu kommen zunehmend Coverage-Schwächen durch Cornerback Terrell Bernard in den letzten Wochen, der unabhängig von Douglas einen der beiden decken muss.
– Key Matchups –
- WR Stefon Diggs <-> Joey Porter Jr.
- RT Spencer Brown <-> Nick Herbig / Markus Golden
- IDL Ed Oliver <-> Steelers Interior O-Line
- CB Terrell Bernard <-> George Pickens / Diontae Johnson
– Fazit –
Mit den Bills haben die Steelers zu Beginn der Playoffs direkt einen harten Gegner vor der Brust. Im verschneiten Buffalo wird es aber vermutlich hart sein, einfach so “herunterzuspielen”, was nie gut für das Team ist, das als Favorit gilt. Wichtig sind für uns vor allem eine solide, sichere Leistung Rudolphs, sowie ein gutes Run Game. Wir sind der Underdog und niemand rechnet mit uns. Ein Denken, das nicht zum ersten Mal jemandem auf die Füße gefallen wäre.
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