Mr. Do it all – Pre Draft Spielerprofil
In ziemlich genau 4 Wochen ist es dann also soweit: Der 2023er NFL Draft geht in Kansas City, Missouri über die Bühne. Der SNG EV will euch natürlich nicht unvorbereitet auf dieses Event loslassen und versorgt euch daher neben bereits angelaufenen Formaten wie den “Here We Know Predraft” Livestreams in den kommenden Tagen auch hier mit Infos zu möglichen Draftkandidaten. Besonders interessant sind natürlich die Spieler, die etwas unter dem Radar laufen und nicht von PFF und Co. im Konsens nach oben gemockt werden. Einer dieser Kandidaten ist
EKWONU BOTOCBA
Der Spieler des Holy Cross College, einer FCS Schule aus Worcester, Missouri, findet sich auf den Draft-Boards der Experten erst nach einigem Suchen. Spieler von kleinen Schulen werden leider gern etwas stiefmütterlich behandelt. Als Scout beschäftigt man sich nunmal lieber mit den Talentschmieden der Power 5 Teams.
Botocba ist ein unglaublich flexibler Athlet, bespielte während seiner akademischen Laufbahn für die Crusaders erfolgreich beide Seiten des Balls und bietet für uns auf vielfache Weise eine Baseline eben dort wo sie benötigt wird.
Mit für Cornerbacks überdurchschnittlichen 6’4″ dominierte er bis zu seiner Sophomore Season an der Boundary gegnerische Wide Receiver. Seine klare Stärke ist dabei die Mischung aus Reaktionsschnelligkeit und purer Kraft an der Line of Scimmage. Mit dem Snap explodiert er regelrecht in den Gegner hinein und nimmt ihn dabei nicht selten schon zu Beginn seiner Route aus dem Spiel. Er will den physischen Kontakt zum Gegenüber, braucht diesen aber auch, um gegen schnelle Receiver im Tiefen Feld nicht den Anschluss zu verlieren. Mit seinen langen Beinen ist er sehr wohl in der Lage, Gegner in die Endzone zu begleiten, ohne Kontakt ließ er sich aber allein aufgrund seines Gewichtes mehrfach bei tiefen Breaking- oder Comeback-Routes austanzen. Als Corner will er eben richtig eingesetzt werden. Die Steelers bieten da mit ihrem Single High Scheme in der Defense genau den richtigen Nährboden. Ein weiterer Faktor ist sein Wert in der Run Defense, ein Trait, der unserem Coaching Staff bekanntlich sehr wichtig ist. Gegnerische Schulen matchten notgedrungen teilweise Senior Tight Ends gegen ihn, da Outside Runs auf seine Feldseite ohne physische Blocker schlichtweg unmöglich waren.
Die durch COVID geprägte Saison 2020 setzte er als Redshirt aus, auch um sich sportlich umzuorientieren: Auf Anraten der eigenen Coaches sollte er zukünftig als Tight End auflaufen, um seine physischen Stärken besser ausspielen zu können. 3 Spiele startete er so zu Beginn der 2021er Saison. Botocba fing dabei 8 Bälle für 97 Yards und einen Touchdown. Der verletzungsbedingte Ausfall beider Starting Tackle, Benjamin Blessing und Patrick McMurtrie, brachte ihn dann überraschenderweise in die Situation, diese Lücke für knapp 2 Viertel des Spiels schließen zu müssen. Er ließ dabei 3 Pressures ohne Sack zu und stellte in der O-Line der Crusaders damit keine nennenswerte Schwachstelle dar. Die restliche Saison wurde er daraufhin immer häufiger als zusätzlicher Blocker in Short Yardage und Maximum Protection Plays eingesetzt und konnte so viel Erfahrung sammeln, bevor er in der Offseason 2022 erneut Gewicht zulegte und in seiner Senior Season dann selbst als Starting Tackle auflief.
Die ganze Saison 2022 stand er als Offensive Tackle zunächst rechts, später auch links der Line, für das Holy Cross College auf dem Rasen. Eine kleinere Knöchelverletzung zwang ihn in Woche 5 zu einer Auszeit. Botocba kam dennoch auf ganze 96% der Snaps. Mit 23 zugelassenen Pressures und 2 Sacks kämpft er nicht mit um die Spitze der Liga, braucht sich aber auch definitiv nicht zu verstecken.
Stilistisch knüpft er in den Trenches an seine Zeit als Defensive Back an: Seine enorme Reaktion erlaubt es ihm, sowohl im Run- als auch im Passing Game als erster Kontakt zu seinem Gegenüber herzustellen und gegen den Mann zu arbeiten. Sein Reichweitennachteil, den er spätestens gegen Top Tier Edge Rusher haben wird, kann er so ausgleichen. Der physische Blockstil der Steelers dürfte ihm auch hier entgegenkommen. Hat er seine Hände am Gegenüber, zeigt sich auf dieser Position seine starke Beinarbeit. Sein Schwerpunkt ist stets tief und mittig über den Füßen, was für Spieler mit seiner Beinlänge nicht selbstverständlich ist. Gegen Rusher mit kürzerer Reichweite ändert er gern seine Technik und begegnet seinem Konterpart mit vielen schnellen Punches Richtung Körpermitte, um ihn zu Speed Moves zu zwingen, die er mit seiner Athletik problemlos mitgehen kann. Hin und wieder merkt man aber, dass er sich noch in der neuen Position einfinden muss. Speziell was die Körperkraft betrifft, sollte er nachbessern, bevor es auf die Große Bühne NFL geht.
Teams bekommen mit Botocba vor allem eins: Unglaublich viel Flexibilität und Upside auf mehreren Positionen. Er ist noch recht roh und kann sich mit guter Coaching Arbeit entweder auf einer Position weiter spezialisieren oder als “Plug and Play Spieler” Lücken im Team stopfen, wo sie entstehen. Bis dahin ist allerdings Arbeit notwendig, die nicht alle Teams bereit sind zu investieren, was ihn im Draft nach unten fallen lassen könnte. Spätestens ab Runde 3 lohnt sich die Investition aber definitiv. Die Steelers, selbst im Prozess, dem Team eine neue offensive Identität zu geben, könnten für ihn genau das richtige Ziel sein.
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