Es kommt langsam Bewegung in den Coaching Staff der Pittsburgh Steelers. In der bisherigen Offseason hat sich der Staff nach den Abgängen des langjährigen Assistant Head Coach John Mitchell, der sich in den wohlverdienten Ruhestand begeben hat, des Senior Defensive Assistant und Linebacker Coach Brian Flores, der sich als Defensive Coordinator den Minnesota Vikings anschließt und Blain Steward, den es ans College nach West Virginia verschlägt, weiter reduziert. Des Weiteren wurde nach vielen Gerüchten, die seit dem vergangenen Wochenende kursierten, nun auch von offizieller Seite die Verpflichtung von Aaron Curry als Inside Linebacker Coach verkündet. Diese Mitteilung verwunderte dahingehend, da man davon ausgehen durfte, dass Curry eher das Coaching der Outside Linebacker oder sogar des gesamten Linebacker Room übernehmen würde, um hier teilweise die Lücke zu schließen, die Brian Flores hinterlassen hat. Aufschluss hierüber gab dann die Mitteilung, dass der bisherige Inside Linebacker Coach Jerry Olsavsky, der als Spieler und Coach über 22 Jahre der Steelers Organisation angehörte, diese verlassen wird. Ob dies aus Intention von Olsavsky selbst geschah, und die Verpflichtung von Aaron Curry lediglich die Konsequenz daraus ist, oder ob die Steelers hier eine Veränderung herbeiführen wollten, ist nicht bekannt.
Mit Aaron Curry stößt ein ehemaliger NFL-Linebacker zum Team um Head Coach Mike Tomlin, der im Jahrgang 2008 als bester College-Linebacker des Landes ausgezeichnet wurde. Curry ist 36 Jahre alt und wechselt von den Seattle Seahawks nach Pittsburgh. In den vergangenen vier Jahren fungierte er im Trainerstab von Pete Carroll zuerst als Defensive Assistant, bevor er zum Defensive Assistant/Linebacker befördert wurde und zuletzt die Position des Assistant Defensive Line/Defensive Ends begleitete. Seine Trainerkarriere begann jedoch an der University of Charlotte. Er war dort ab 2013 zuerst im Bereich Kraft & Kondition tätig, ehe er 2014 zum Defensive Graduate Assistant wurde. Bereits 2015 ernannte man ihn zum Defensive Line Coach. Während seiner Zeit bei Charlotte arbeitete er auch mit Larry Ogunjobi und Alex Highsmith zusammen. Die Einstellung von Curry zahlt auch auf den bereits letzte Offseason eingeschlagenen Verjüngungsprozess ein, den die Steelers herbeiführen wollen.
In der abgelaufenen Saison waren die Steelers eines von drei Teams, deren Coaching Staff aus weniger als 20 Mitgliedern bestand. Bei den anderen beiden handelte es sich um die Las Vegas Raiders sowie um die New England Patriots. Keines dieser drei Teams hat es in Playoffs geschafft, doch ein kausaler Zusammenhang ist hier nicht zu erkennen wenn man bedenkt, dass Teams wie die Cleveland Browns, Denver Broncos und Tennessee Titans, die mit den größten Coaching Staff beschäftigten, die Playoffs ebenfalls verpasst haben und sich zwei Teams im Super Bowl gegenüber standen, deren Coaching-Staff-Größe sich im Liga Durchschnitt bewegte.
Derzeit stehen den vier Abgängen bislang nur der Zugang von Aaron Curry gegenüber. Die Steelers beschäftigen somit aktuell 16 Coaches in ihrem Staff. Neun davon sind in der Offense angesiedelt, fünf in der Defense, einer für die Special Teams und natürlich Mike Tomlin. Der Defensive Coaching Staff besteht nunmehr nur noch aus DC Teryl Austin, DL Coach Karl Dunbar, Assistant DL Coach Denzel Martin, ILB Coach Aaron Curry und DBs Coach Grady Brown.
Technisch gesehen ist bereits jetzt keine Position unbesetzt, denn man hat mindestens einen Trainer für jede Einheit. Dunbar und Martin arbeiten mit der Defensive Line und den EDGE-Rushern, Curry für die Off-Ball-Linebacker und Brown für die Secondary. Teryl Austin, mit seinem defensiven Background, überwacht alles und Tomlin fungiert als primärer Playcaller am Spieltag.
Dass es bei dieser Konstellation bleibt, gilt jedoch als äußerst unwahrscheinlich, da zum einen kein einziges Team 2022 mit weniger als sieben betitelten Defensive Coaches an den Start ging und zum anderen der Verlust von Blain Stewart nicht zu unterschätzen ist. Er arbeitet als Assistant Coach in vielen Bereichen, aber am engsten mit WRs Coach Frisman Jackson und Special Teams Coordinator Danny Smith zusammen, für die er viele Aufgaben in der täglichen Arbeit auf dem Trainingsfeld übernommen hat. Darüber hinaus wird es spannend zu sehen sein, welche Positionen noch hinzugefügt werden, denn es besteht grundsätzlich keine absolute Notwendigkeit, die Rollen von Flores und Mitchell neu zu besetzen, auch wenn es sich um zwei starke Persönlichkeiten handelt, die nicht mehr zur Verfügung stehen. Mike Tomlin hatte wohl nie die Absicht Brian Flores einzustellen bis er realisiert hat, dass die Steelers die einzige Franchise sein würden, die ihm nach der Klage gegen die NFL einen Job anbieten und die Rolle des Assistant Head Coach hat sich über die Jahre für Mitchell bereits hin zu Aufgaben abseits des Feldes verändert.
Viele Fans und Experten befürworten jedoch die Neubesetzung der Flores-Rolle als (Senior) Defensive Assistant, um einen weiteren Blickwinkel mit einzubringen und diese Position zusätzlich auf die Offense zu spiegeln. Da die Position des Offensive Coordinators unverändert bleiben wird, könnte hier ein (Senior) Offensive Assistant wertvollen Input liefern, um die Offense endlich in Schwung zu bringen. Hierfür wurden mit Pep Hamilton und Byron Leftwich bereits zwei mögliche Kandidaten als Wunschlösungen der Anhängerschaft ins Spiel gebracht.
Wie bei allem gibt es auch in Bezug auf die Größe des Coaching Staff einige Pro und Kontras. Auf der einen Seite könnte man anmerken, dass zu viele Köche sprichwörtlich den Brei verderben und die eigentlichen Botschaften könnten auf dem Weg zu den Spielern verloren gehen. Auf der anderen Seite hingegen kann mit einem größeren Team auch individueller auf die einzelnen Spieler eingegangen werden und es kommen mehr Ideen und Vorschläge auf den Tisch. In erster Linie kommt es jedoch nicht darauf an, einfach eine Anzahl an Coaches zu erreichen, sondern diejenigen, die man dem Trainerstab hinzufügt, müssen passen.
Es ist allerdings sehr wahrscheinlich, dass der Coaching Staff der Steelers auch in der kommenden Saison zu den kleinsten der gesamten Liga gehören wird, denn für Coach Tomlin zählt seit jeher die Qualität und nicht die Quantität.
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