State of the Steelers

written by Tobias Neumann
7 · 03 · 22

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2022. Peak Offseason. Wir befinden uns zur Zeit irgendwo zwischen Draft und Training Camp, also genau da, wo sich der gemeine NFL Beat Writer auf die hinterletzte Belanglosigkeit schmeißt um seinen Twitter Feed mit Inhalt füllen zu können. Es liegt aber eben auch noch die gesamte Saison vor uns und die Steelers haben an verschiedenen Stellen harte Veränderungen hinter sich. Ich habe die Zeit genutzt, um mir einen weiträumigen Blick über die Franchise zu verschaffen.

Wer sind wir, was kann diese Saison noch aus uns werden und wo gibt es Anlass zur Sorge. Kurzum: This is the State of the Steelers!

Cap Space

Stand jetzt (29.06.2022) haben die Steelers noch etwa 14 Mio. $ an effektivem Cap Space zur Verfügung (Top 51 inkl. Rookies). Wir sind also nach wie vor handlungsfähig, für die große Shopping Tour reicht es ohne Vertragsanpassungen aber nicht mehr. Ich wäre trotzdem nicht überrascht, wenn wir bis zum Camp noch 1-2 kleinere Roster Moves sehen würden. Der Free Agency Markt ist an dieser Stelle zwar gut abgegrast, unter den Veteranen wird man aber teilweise noch fündig, gerade wenn man jemanden für die Rotation, als Backup oder für Gadget Rollen (also “Spezialisten” mit begrenztem Skillset) sucht. Und so komplett, dass dies nicht nötig wäre, ist unser Roster nun auch nicht, dazu aber später mehr.

Front Office

Nach 23 Jahren in Pittsburgh, davon 13 als General Manager, verließ Kevin Colbert nach dem diesjährigen Draft die Franchise. Colbert, der sich über die Jahre ein hohes Ansehen in der Liga erarbeitete, nicht zuletzt durch die beiden Super Bowl Titel 2005 und 2008 (damals noch als Director of Football Operations), hinterlässt in jedem Fall große Fußstapfen.

Diese soll nun Omar Khan, selbst seit 2001 bei den Steelers beschäftigt und so langjährig mit Colbert tätig gewesen, füllen. Im ersten Moment definitiv keine dankbare Aufgabe. Und schwer zu beurteilen obendrein: Bis auf die Verpflichtung von Larry Ogunjobi und die Vertragsverlängerung von Minkah Fitzpatrick (die bisher kaum negative Kritik fanden) ist sein Kerbholz eben noch recht jungfräulich. Ich denke aber, dass er bereits zuvor in Gemeinschaftsarbeit mit Colbert die federführende Rolle bei der (ungewöhnlich aktiven) Offseason der Steelers hatte.

Neben dem Posten des GM gab es noch Veränderugen im Scouting Department: Mark Sadowski, zuvor bei den Bears und Saints tätig, arbeitete in der Vergangenheit schon mit Khan zusammen und übernimmt in Pittsburgh die Rolle des “Director of Player Scouting”. Neben ihm bekleidet zukünftig Dan Colbert, Sohn von Kevin Colbert, den Posten des “Director of College Scouting”. Football ist bei den Steelers immerhin Family…

Generell wurde vieles (siehe Khan und D. Colbert) mit Inhouse-Lösungen geklärt. So kommt zwar kaum frischer Wind ins Office, das bereits vorhandene Know How hält man aber. Gerade mit Blick auf die recht guten Drafts der letzten Jahre finde ich die Entscheidung, Personalien auf diese Art zu klären, richtig.

Coaching Staff

Es ist ungewöhnlich, bei derart langjährig tätigen Coaches wie Mike Tomlin noch Premieren zu erleben. Und doch steht Coach T das erste Mal als Head Coach vor der Aufgabe, sein eigenes Team um einen Rookie Quarterback herum aufzubauen. Munition dafür hat er genug in den Schoß gelegt bekommen und so liegt es jetzt an ihm, die Jungen Spieler zu entwickeln. Gerade in der Offensive Line und im Receiver Corps, also eben jenen Support-Rollen für der Quarterback, dürfte die Arbeit diesbezüglich nicht zu knapp sein.

Selbiges trifft wohl auch auf Matt Canada zu. Denn unser Offensive Coordinator hat seit dieser Saison keine Ausreden mehr. Gleich zwei mobile Quarterbacks hat man ihm an die Hand gegeben, um sein System in Pittsburgh umzusetzen. Ein besser gemachtes Nest wird er in der Liga kaum finden und sollte die Chance daher besser nutzen, wenn er sich seinen Namen in der NFL machen möchte. In jedem Fall wird es viel Kritik, ob positiv oder negativ, in seine Richtung geben. Immerhin ist er vor allen anderen dafür verantwortlich, die Steelers Offense wieder aus dem Sumpf zu führen und ein Scheitern wird nur sehr wenig Verständnis mit sich bringen.

Ihm gegenüber steht nun Teryl Austin, der Keith Butler nach dessen Retirement als Defensive Coordinator beerben soll, vor der exakt gegenteiligen Situation. Die Steelers Defense ist seit einigen Jahren wieder der Stützpfeiler des Teams. Trotz (auch verletzungsbedingter) Schwächen in der Run Defense sorgte die Gruppe um Heyward, Watt, Fitzpatrick und Co. dafür, dass die kriselnde Offense viele Spiele einfach “nur nicht verlieren durfte”, um siegreich vom Platz zu gehen. Die Schlüsselspieler (allen voran die eben genannten) wurden gehalten und um Talent auf wichtigen Positionen ergänzt. Austin führt diese Saison also eine Gruppe Spieler in die Saison, von der eben keine Veränderung, bzw. Regress, erwartet wird. Welpenschutz gibt es nicht. Denn sollte er scheitern, wartet vermutlich bereits jemand auf diesen Job…

Neu dazugestoßen ist außerdem Brian Flores, der unter recht unüblichen Umständen zum Team fand, nachdem er die NFL und mehrere Teams aufgrund ihres Verhaltens bei Bewerbungsprozessen verklagte. Offiziell übt er bei uns den Job als “Senior Defensive Assistant / Linebacker Coach” aus. Der Fokus dürfte dabei vor Allem auf ersterem liegen. Flores hat bereits Erfahrung als Head Coach in der Liga. Es könnte also so sein, dass er als Linebacker Coach “geparkt” wurde, bis sich eine andere Stelle für ihn ergibt. Sein Know How als Coach hilft dem Staff in jedem Fall. Vermutlich war es auch Flores, der einen gewissen Einfluss auf den recht überraschenden Draft Pick von Linebacker Mark Robinson hatte.

Draft

Kenny Pickett und im Endeffekt auch die späten Picks (Heyward, Robinson, Oladokun) sorgten unter Experten teilweise für Kritik am Steelers Draft. Etwas, das ich für meinen Teil nur schwer nachvollziehen kann. Denn in meinen Augen haben die Steelers eine recht klare und sinnvolle Draftstrategie verfolgt:

Unser größter Need war nach dem Abgang von Big Ben klar die Quarterback-Position. Auch wenn diese Klasse als verhältnismäßig schwach gilt, ist es wenig überraschend, dass man sich hier bedient hat, um sein Los für den zukünftigen Franchise Quarterback nun in der Tasche zu haben. Die Kritik kam allerdings auch mehr aus der “aber Malik Willis wäre der bessere Pick gewesen” Ecke. Dazu muss man sich zunächst vor Augen führen, dass Pickett und Willis völlig unterschiedliche Spielertypen sind: Willis ist ein richtiger Dual-Thread-Quarterback, also jemand, der nur dann sein volles Potential ausschöpft, wenn er selbst als Runner eingesetzt wird und damit ganz andere Chancen und Risiken mit sich bringt. Gerade das Verletzungsrisiko ist deutlich höher, wenn man sich selbst in den Traffic schmeißen muss, damit das Play gelingt. Pickett stellt also, wenn er sich gut entwickelt, die risikoärmere und vermutlich auch längerfristige Lösung dar. Ein durchaus nachvollziehbarer Faktor.

Ach, und eins noch: Kenny war kein Homer Pick! Wer wirklich glaubt, unser Front Office gibt in dieser Situation den eigenen 1st Round Pick für die schöne Story her, hat in meinen Augen die Konsequenzen dieser Entscheidung nicht verstanden. Er wurde einzig und allein gedraftet, weil die Steelers ihn für die Beste Lösung unseres Problems auf dieser Position halten!

Die Picks der Runden zwei bis vier kann man hingegen kaum kritisieren. Pickens, Leal und Austin wurden alle (teils deutlich) später gedraftet, als sie auf vielen Big-Boards standen. Man hat sich also wirklich viel Qualität ins Team geholt und das mit Pickens und Austin sogar auf der Wide Receiver Position, für die andere Teams im Draft zum Teil Haus und Hof weggegeben haben und die bei der aktuellen Entwicklung schnell teuer wird, wenn man Veteranen halten oder neu ins Team holen möchte. Gute Rookies helfen dem Team hier also wirklich nach vorn. Einziges Fragezeichen ist an der Stelle die Personalie Pickens, der am College teilweise mit Verfehlungen abseits des eigentlichen Spiels auffiel. Wenn es jedoch jemanden in der NFL gibt, dem ich zutraue, solch “schwierige” Charaktere unter Kontrolle zu bringen, dann ist das Mike Tomlin.

Die Late Round Picks, hier zwei in Runde 6 und einer in Runde 7, nutzt man hingegen gerne für Prospects, die viel Potential mit sich bringen und entwickelt werden müssen. Ein Team, das an dieser Stelle noch wichtige Needs oder Starter Spots zu fixen hat, hat die Fehler bereits früher gemacht. Ja, wir haben auch nach dem Draft Needs auf Tackle und Corner… Nein, einen Tackle oder Corner in Runde 6 zu draften hätte dieses Problem nicht gelöst!

Der oben schon erwähnte Mark Robinson fällt voll in dieses Schema des Spielers mit viel Upside: Aktuell fehlt ihm die Qualität um als Linebacker in der NFL zu spielen. Er spielt diese Position aber auch erst ein Jahr und ist zuvor als Running Back aufgelaufen. Unter einem guten Positionscoach, und wir haben mit Flores den vermutlich besten, hat er aber noch unglaublich viel Luft nach oben, eben weil er bisher kaum auf dieser Position gelernt hat.

Einzig die Picks von Connor Heyward und Chris Oladokun kann man meiner Meinung nach kritisieren. Heyward ist zwar flexibel einsetzbar, bringt im Endeffekt aber auf egal welcher Position zu wenig individuelle Qualität mit, um aus einer Special-Teams zentrierten Rolle herauszukommen. Vermutlich wird in seinem Fall doch der Family Faktor ausschlaggebend gewesen sein. Oladokun war dann der (nicht positiv) überraschende Abschluss des Drafts. Er wird wohl seine Rolle im Camp haben und dann ins Practice Squad wandern. Warum man dafür einen Draft Pick opfert und sich keinen Undrafted Free Agent holt, verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Man sollte diese beiden Picks aber auch nicht zu schwer ins Gewicht fallen lassen. Entscheidend ist im Endeffekt das, was unser Front Office in den Runden 1 bis 4 getan hat. Und das war für mich grundsolide.

Roster

Das Team hatte zum Ende der letzten Saison einige folgenschwere Abgänge zu verkraften, allen voran natürlich Big Ben, der trotz mäßiger Leistung in den letzten Jahren doch nie als #1 Quarterback in Frage gestellt wurde und nun mit dieser Entscheidung einen neuen Abschnitt der Franchise einleitet. Aber auch in anderen Bereichen gab es teils große Veränderungen.

Quarterback

Mit der Verpflichtung von Mitch Trubisky hatte man sich vor dem Draft vor allem eines geholt: Flexibilität. Man war nicht gezwungen im Draft einen QB zu ziehen und hätte ohne Probleme mit ihm eine Übergangssaison spielen können, wenn keiner mehr auf dem Board gewesen wäre. Dass man dann so spät in Runde 1 noch die volle Auswahl hatte, dürfte die meisten überrascht haben. Im Endeffekt ist es so, dass man nun 2 Signal Caller im Team hat, denen man zutrauen kann, unsere Offense anzuführen. Pickett soll dabei natürlich die langfristige Lösung sein. Es bleibt also abzuwarten, an welcher Stelle der Saison er Mitch den Rang streitig machen kann. Wie heißt es so schön: Konkurrenz belebt das Geschäft. Und das Team profitiert davon.

Running Back

So kontrovers unser Erstrunden Draftpick letztes Jahr auch war, hat er im Endeffekt doch für eins gesorgt: Einen der besten Running Backs im eigenen Roster. Harris litt allerdings stark unter der schlechten O-Line, die seine Möglichkeiten minimierte. Das eigentliche Problem entsteht aber, sobald man ihn aus der Rechnung herausnimmt, denn nach ihm geht es Talentmäßig steil bergab. Benny Snell konnte trotz mehrerer Einsätze kaum überzeugen und bekam entsprechend auch nur wenig Workload, den Najee dann wieder auffangen musste. Dahinter steht noch Anthony McFarland, der zum einen wohl Schwierigkeiten hat, gesund zu bleiben und zum anderen nur recht monoton spielen kann. Er ist eben ein Speedback, der nur produziert, solange er keinen Gegnerkontakt hat. Ihn immer wieder zwischen die Guards zu schicken, hilft an der Stelle aber auch nicht. Hier muss Matt Canada im Playbook nachbessern, wenn man ihn vernünftig einsetzen möchte.

Wide Receiver

Unser Receiver Corps hat schon fast traditionell eine hohe Fluktuation. Talent holt man sich in Pittsburgh lieber im Draft als in der Free Agency und war eben damit auch sehr erfolgreich in der Vergangenheit. Das ist dieses Jahr nicht anders. Nach den Abgängen von Juju und Washington besetzen Pickens und Austin die freigewordenen Plätze. Wir haben damit ein sehr flaches Corps mit vielen Anspielstationen und einem sehr hohen Floor, gerade wenn man Pat Freiermuth und Najee Harris noch als Passoption hinzuzieht. Was dieser Gruppe aber nach wie vor fehlt, ist der eine dominante X-Receiver. Also derjenige, dem du beim 3rd & 8 blind vertrauen kannst, egal wer ihn gerade covert. Pickens hat das Potential dazu und ich kann mir auch nach wie vor einen Chase Claypool in dieser Rolle vorstellen. Beide sind aber aktuell definitiv noch nicht auf dem Level. Sehen wir mal, was die Saison diesbezüglich noch mit sich bringt.

Tight End

Im Grunde sieht es hier ähnlich aus wie im Running Back Room: Mit Pat Freiermuth hat man einen ganz klaren Starter, der den Großteil der Snaps bekommt, danach ist aber erstmal Ebbe. Mir gefiel Zach Gentry letzte Saison zwar recht gut, der Dropoff, sollte Pat nicht spielen können, ist aber immens. Dahinter bietet auch Rader kaum Möglichkeiten zum Auffangen. Ich denke, dass wir Gentry zwar hier und da in 2-TE-Sets zu sehen bekommen werden, Freiermuth sollte aber besser die Saison über gesund bleiben.

Offensive Tackle

Und damit zur ersten richtigen Problemgruppe. Dan Moore hat sich überraschend zum Starter auf der linken Seite gemausert und zu Beginn solide geliefert, fiel dann aber im Laufe der Saison immer weiter ab. Gerade das Tape gegen die Browns tat im Nachhinein echt weh. Die Bedingungen waren allerdings auch alles andere als angenehm für einen Rookie: Er stand gefühlt jede Woche neben einem anderen Kollegen und der (ebenfalls Rookie) Center hatte seine ganz eigenen Probleme. Das hilft wenig bei der Entwicklung. Ihm gegenüber startet Chukwuma Okorafor, den man nach der letzten Saison für ein Gehalt verlängert hatte, das er meiner Meinung nach nicht wert ist. Vor allem, wenn er auf der lauflastigeren rechten Seite steht, für die ihm häufig die Kraft fehlt. Und bezüglich der Backups gibt der Depth Chart leider auch nicht viel her. Einen bezahlbaren Tackle mit Starterqualitäten wird man auf dem Free Agent Markt allerdings lange suchen. Man kann also nur hoffen, dass Moore den notwendigen Schritt nach vorn macht und Chuks als der Spieler aufläuft, von dem zumindest unser Front Office glaubt, der er ist.

Interior Offensive Line

Hier wurde stark nachgebessert, nachdem man sich 2021 wohl offensichtlich mit dem Personal verschätzt hatte. Kevin Dotson kommt von seiner Verletzung zurück und ist damit der einzige wiederkehrende Starter. Kendrick Green rutscht in die zweite Reihe, nachdem seine Leistungen als Starting Center eher bescheiden waren. Mit ihm als Backup Center/Guard sind wir dann auch recht flexibel aufgestellt. Daneben ist außerdem die Stelle des Right Guard freigeworden, die zuvor von Trai Turner bespielt wurde. An deren Stelle starten nun Mason Cole auf Center und James Daniels auf Guard. Beide bieten uns eine solide Basis. Vor allem die Flexibilität der Backups (Green, Leglue, Hassenauer) sorgt aber dafür, dass man z.B. im Verletzungsfall aufgefangen werden kann. Eben dieser hohe Floor ist aber in der Line wichtiger als ein oder zwei Top Stars. Denn was bringt die der Top 3 Guard, wenn der Passrush dafür an den anderen 4 Stellen durchbricht?

Interior Defensive Line

Die Ausfälle von Tyson Alualu und Stephon Tuitt rissen letztes Jahr ein enormes Loch in unsere Run Defense und zumindest Tuitt werden wir nach dessen Retirement auch nicht mehr Sonntag Abends zu sehen bekommen. Alualu hat aktuell noch ein Jahr Vertrag, ob er dieses aber auch spielt ist aktuell unklar. Davon abgesehen ist er inzwischen auch schon stolze 35 Jahre alt. Durch den Draft Pick von DeMarvin Leal und das Signing von Larry Ogunjobi haben die Steelers aber entsprechend gegengesteuert. Ogunjobi wird einige Snaps gegenüber der Interior O-Line bekommen und Leal kann man flexibel bei allem einsetzen, was ab Guard Richtung außen passiert. Beide werden also ihren Platz um den eigentlichen Anker der Line, Cam Heyward, herum haben. Und selbst dahinter ist das Roster mit Spielern wie Chris Wormley oder Isaiah Loudermilk so tief besetzt, dass ich mir an dieser Stelle kaum Sorgen mache.

Edge Rusher

Unsere Premiumposition mit starkem Dropoff. Neben dem amtierenden Defensive Player of the year, T.J. Watt, macht sich Alex Highsmith seit seinem Draft wirklich gut. Beide zusammen können unser defensives System perfekt umsetzen, bei dem eben nicht nur stur Richtung Quarterback gearbeitet wird. Viel mehr haben beide auch wichtige Aufgaben in der Coverage, eine Anforderung, die nur wenige Edge Rusher dermaßen gut umsetzen.

Dahinter wird es aber wieder mau. Es fehlt klar noch jemand für die Rotation, der den Workload von beiden auffangen kann, wenn es notwendig ist. Es würde mich daher auch nicht wundern, wenn es hier noch eine weitere Verpflichtung gibt. Denn eben solche Spieler, die situationsbedingt eingesetzt werden können aber nicht die Anzahl Snaps eines Starters stemmen müssen, findet man noch am Markt.

Linebacker

Die große Frage hier ist, wie sich Devin Bush entwickelt. Seit seiner Verletzung wirkte er wie ausgewechselt, ängstlich, kontaktscheu. Dass er das Talent besitzt, seine Funktion auszufüllen hat er bereits bewiesen. Lediglich sein Kopf hielt ihn von guten Leistungen ab. Ich hoffe, er bekommt das bis zum Camp in den Griff. Besonders gegen den Run wird sein Sideline-to-Sideline Speed dringend benötigt. Komplementiert wird er duch Neuverpflichtung Myles Jack, der im Vergleich zu Vorgänger Joe Schobert ein deutliches Upgrade in der Passverteidigung sein dürfte. Außerdem bringt er einiges an Erfahrung, auch als Team Captain, mit und wird wohl das defensive Playcalling übernehmen. Hinter den Beiden stehen mit Robert Spillane ein weiterer Run Stopper und mit Marcus Allen jemand für die ganz leichten Boxen und Dime Packages zur Verfügung. Außerdem soll sich laut einigen Berichten Buddy Johnson recht gut entwickelt haben.

Corner Back

Unsere zweite Problemposition. Es gab in der Offseason bisher zwar Veränderung aber kaum Verbesserung. Positiv ist immerhin die Möglichkeit, Cam Sutton nach den Verträgen von Ahkello Witherspoon und Levi Wallace wieder in den Slot stellen zu können, wo er deutlich stärker spielt und seine Vielseitigkeit mehr zum Tragen kommt. Die Qualität lässt trotzdem, selbst unter den 3 Startern, zu wünschen übrig. Ich traue einfach keinem davon zu einen wirklich dominanten NFL Receiver zu covern. Dahinter bieten Justin Layne und James Pierre auch kaum Potential. Allein Tre Norwood, der eigentlich Safety spielt, könnte etwas Qualität mit in den Mix bringen. Das allerdings auch nicht Outside. Demnach muss hier viel über das Scheme und mit Hilfe der Safeties gearbeitet werden. Eine echte Aufgabe für unseren neuen Defensive Coordinator. Blind auf den starken Passrush vertrauen sollte man auf jeden Fall nicht.

Safety

Im Backfield konnte man zum Glück beide bisherigen Starter halten. Fitzpatrick, der den Dreh- und Angelpunkt unserer Coverage darstellt und Edmunds, der gerade nah an der Line of Scrimmage flexibel einsetzbar ist sorgen für ein solides Fundament, das neben der schwachen Corner-Gruppe definitiv notwendig ist. Außerdem dürfte der schon erwähnte Überraschungspick Tre Norwood wohl mehr Snaps bekommen als noch letztes Jahr, auch durch den Need auf Corner.

Special Teams

Gute Special Teams werden im Football gerne unterschätzt und sind eigentlich nur dann groß Gesprächsthema, wenn sie nicht funktionieren. Und eben das war letzte Saison bei uns der Fall. Pressley Harvin III, unser Rookie Punter, war unglaublich inkonstant. Dies wird hoffentlich 2022 besser, wenn er mit mehr Erfahrung und auch mit mehr Ruhe in seinem privaten Umfeld auflaufen kann.

Die Return Teams waren eher mäßig erfolgreich. Gerade die Return Verteidigung muss sich diese Saison verbessern, insbesondere wenn man wichtige Rosterplätze mit Spielern blockiert, deren Hauptaufgabe eben dieses Special Teams Spiel sein soll… Lookin’ at you, Derek Watt…

Immerhin ist das Kicking Game konstant gut. Chris Boswell gehört zu den besseren Kickern der Liga und ist besonders bei langen Field Goals verlässlich.

Fazit

Während andere Teams in einem Jahr „All In“ gehen um dann in der Wild Card Round der Playoffs rauszufliegen und danach 5 Jahre in der Versenkung zu verschwinden, waren die Steelers schon immer eine recht konstante Organisation.  Demnach fühlt es sich vielleicht weniger spektakulär an als es derzeit tatsächlich ist, denn wir stehen im Endeffekt vor dem größten Umbruch, den wohl viele Fans in Deutschland überhaupt miterlebt haben.

Ein neuer General Manager, 2 „neue“ Coordinatoren und durch eine (für Steelers Verhältnisse sehr aktive) Offseason viel Veränderung im Locker Room, allen voran natürlich die beiden neuen QBs.

Ich für meinen Teil bin unglaublich gespannt, wie sich die teils sehr jungen, neu zusammengesetzten Positionsgruppen wie das Receiver Corps oder die O.Line in der nächsten Zeit entwickeln werden. Beide sind mitentscheidend für die Bedingungen in denen unser Quarterback, ob nun Mitch oder Kenny, spielen dürfen. Und es hängt einfach unglaublich viel davon ab, wie sich gerade Pickett entwickeln wird. Die Saison verspricht also in jedem Fall einiges an Spannung!

HERE…WE…GO!

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