Nach Woche 4 haben die Steelers nun auch offiziell einen neuen Starting Quarterback und stehen damit vor ihrer ganz persönlichen Gretchenfrage: Wird die Offense, die unter Trubisky ganz offensichtlich nicht funktionierte, mit Kenny Pickett, der nun eine Woche Training mit dem First Team hatte und auf den das Scheme für diese Woche angepasst wurde, Früchte tragen oder nicht? Und dafür hat man diese Woche ein alles andere als einfaches Testgelände: Die Bills warten im heimischen Buffalo bereits auf uns.
– Weekly update –
Die Steelers mussten letzte Woche gerade in der Defense Federn lassen. Mehrere Schlüsselspieler verließen vorzeitig das Feld. Vor allem die Abwesenheit von Terrell Edmunds, der mit einer Gehirnerschütterung Ende des zweiten Quarters das Feld verließ, machte sich im Backfield durchaus bemerkbar. Hinzu kommen laut Injury Report noch Cameron Sutton (Unterleib) und bereits in der zweiten Woche Ahkello Witherspoon (Oberschenkel). Die Steelers Secondary dürfte damit bereits auf dem Zahnfleisch gehen. Sollten beide nicht bis Sonntag wieder einsatzbereit sein, muss James Pierre den freien Spot auf Outside Corner übernehmen. Arthur Maulet wird den Slot dann allein bespielen müssen, da Tre Norwood vermutlich als Free Safety auflaufen wird. Es macht sich an dieser Stelle also wirklich bemerkbar, dass die Franchise es in der Offseason versäumt hat, für eine geeignete Tiefe im Roster zu sorgen.
Die Hoffnung liegt daher auf der Offense, die in der zweiten Hälfte gegen die Jets mit Kenny under Center für alle spürbar den erhofften “Spark” ins Team gebracht hat. Diesen werden wir morgen auch definitiv benötigen, wenn wir uns der #1 Pass Defense der Liga stellen werden.
– Gegnercheck –
Ich will es an dieser Stelle gar nicht schön reden: Die Bills gehören 2022 zur absoluten Spitze der Liga. Man hat sich in Buffalo ein Team um Josh Allen herum aufgebaut, das nicht ohne Grund bei den Experten und Buchmachern als Favorit auf den Super Bowl gilt.
Etwas Hoffnung bringt aber vielleicht der Blick auf den sehr langen Injury Report der Bills: Ohne Veteran Rests kommt man im Staat New York auf 13 Spieler, von denen neun bis zum Freitag nicht voll trainieren konnten. Unter anderem wurden Tight End Dawson Knox und Safety Jordan Poyer bereits für Sonntag als “Out” gemeldet.
– Offense –
Die Offense der Bills ist als klassische “Superstar Offense” aufgebaut. Josh Allen hat seit den Tagen, als man ihn noch als Draft Bust bezeichnet hat, eine steile Karriere hinter sich. Das Lieblingsziel seiner Pässe ist Stefon Diggs, der sich unter Allen zu einem der aktuell besten Wide Receiver in der NFL entwickelt hat. Die beiden haben eine dieser Verbindungen, von denen du bereits vor dem Spiel weißt, dass sie funktioniert, egal ob du als Defense jetzt etwas dagegen tust oder nicht. Hinzu kommt, dass die Steelers ihre Corner Backs gerne fest auf einer Seite belassen, statt sie gezielt gegen die Receiver zu matchen. Der Offensive Coordinator der Bills wird Diggs also vermutlich oft gegen Pierre oder Maulet aufstellen wollen. Sollten wir es, wie auch immer, schaffen, Diggs unter Kontrolle zu bekommen, wird sich aber bestimmt auch der Rest des WR Rooms über einen Teil der Targets freuen. Lediglich von den Tight Ends dürften wir nach dem Ausfall von Knox recht wenig auf dem Feld sehen.
Hinzu kommt die Mobilität von Allen: Wenn alle Stricke reißen, nimmt er selbst nämlich einfach die Beine in die Hand und läuft. Stand jetzt hat er unter den QBs mit 183 Rushing Yards Platz vier inne. Sechsmal half er seinem Team bei kritischen 3rd Downs zu einem neuen Set.
Dem Ganzen hinten an steht das Run Game der Bills. Dieses ist tatsächlich so non existent, dass Allen fast 50% mehr Rushing Yards auf dem Konto hat als Starting RB Devin Singletary. Dieser kommt nämlich auf gerade einmal 34 Laufversuche, das entspricht 8,5 Versuche pro Spiel. Dafür wird er stark in das vorhin schon beschriebene Passspiel eingebunden – 17 Catches bei 21 Targets für 141 Yards bisher. Und nur um kein falsches Bild zu erzeugen: man läuft nicht, weil man nicht muss und nicht, weil man es nicht könnte.
– Defense –
Aktuell haben die Bills nach Yards pro Spiel die beste Pass Defense der Liga. Und das sogar ohne ihren Star Safety Micah Hyde im Backfield, der seit einer Nackenverletzung in Woche zwei auf der Injury Reserve sitzt und den Rest der Saison verpassen wird. Bisher hat Jordan Poyer diese Lücke allein recht gut stopfen können, sitzt nun aber selbst beim Spiel am Feldrand und ist zum Zuschauen gezwungen. Auch wenn die Bills eher versuchen über ihren Pass Rush um Von Miller und Ed Oliver zu kommen, bietet das geschwächte Backfield natürlich Möglichkeiten für offene Receiver. Gerade Claypool und Freiermuth dürften sich dort gut in Szene setzen können.
Der eben genannte Pass Rush funktioniert dabei ähnlich wie unsere Interior D-Line. Man versucht mit viel Rotation die Stars frisch zu halten und bei kritischen Situationen in Szene zu setzen. Starting EDGE Rusher Rousseau und Miller kommen zum Beispiel beide auf nicht einmal 60% der Snaps. Das Matchup zwischen letzterem und Dan Moore wird sehr wichtig dafür sein, wie viel Zeit Pickett in der Pocket haben wird.
– Key Matchups –
- WR Stefon Diggs <-> Steelers Corner Backs
- LT Dion Dawkins <-> Alex Highsmith
- EDGE Von Miller <-> Dan Moore
- FS Damar Hamlin <-> Pat Freiermuth
– Fazit –
Es wird vermutlich ein sehr langer Sonntag werden. Die Steelers hier als “Underdog” zu bezeichnen, ist vermutlich auch noch untertrieben. Doch wer weiß? Gerade in dieser Rolle wäre es nicht das erste Mal, dass die Steelers aufblühen. Zumal es seit einer Woche im Team, und vor allem in der Offense, ordentlich funkt…
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