Um kaum eine Position gibt es bzgl. des zweiten oder dritten Vertrages in der Liga so viele kontroverse Diskussionen, wie um die des Runningbacks.
So heißt es von Kritikern dieser Position schon seit längerem
:
- Draft a RB
- Play a RB
- If he’s Good – Franchise Tag a RB one time
- Draft a RB
Daher wollen wir uns die aktuelle Lage in der Liga und mögliche Implikationen für die Steelers in den kommenden Jahren anschauen.
Am 17.07.2023 um 22 Uhr deutscher Zeit lief die Deadline aus, um mit den Spielern, die mit einem Franchise Tag belegt wurden, einen langfristigen Vertrag auszuhandeln.
Zu diesem Zeitpunkt waren von den 6 Spielern, die im März 2023 einen Franchise Tag bekommen haben, nur noch die Runningbacks Josh Jacobs, Saquon Barkley und Tony Pollard ohne neuen Vertrag. Lamar Jackson, Daron Payne und Evan Engram hatten bereits neue Deals ausgehandelt.
Mit dem Franchise Tag würde ein Runningback in 2023 10,1 Millionen Dollar verdienen. Problem: Nur Tony Pollard hat seinen Franchise Tag unterschrieben. Damit steht er vertraglich als einziger von den drei Spielern seinem Team zum Training Camp und in der Saison zur Verfügung.
Barkley und Jacobs werden in den Holdout gehen und sich damit in die Reihen von Alvin Kamara, Ezekiel Elliot, Melvin Gordon und Le’Veon Bell gesellen. Diese haben ebenfalls, zwecks eines neuen Vertrages, den Weg des Holdouts gesucht. Ob sie so weit gehen wie Le’Veon Bell und die komplette Saison aussetzen, wird die Zukunft zeigen.
Aber nicht nur das Thema Franchise Tag ist bei Runningbacks aktuell ein Thema. Auch hat der Free Agency Mark mit Dalvin Cook, Ezekiel Elliot, Kareem Hunt und Leonard Fournette noch große Namen zu bieten. Bis auf Cook, der mit den Dolphins in Verbindung gebracht wird, ist es an dieser Front ansonsten eher ruhig.
Aber was ist jetzt das Problem mit den Runningbacks?
Der Salary Cap ist seit 2011 fast um 100% von 120 Millionen auf 224,8 Millionen Dollar angewachsen. Die Runningback Markt ist seitdem im Durchschnitt um 12% gewachsen (Top Vertrag 2011 14,2 Millionen / Top Vertrag 2023 16 Millionen) was im Vergleich der mit Abstand letzte Platz ist hinter Center mit 74% und meilenweit entfernt von der Spitze bei Quarterbacks mit 188% Anstieg.
Der höchstdotierte Vertrag für einen Runningback ist der von Christian McCaffrey aus 2020.
Was jetzt der Wendepunkt bzw. der Knackpunkt bei den Runningbacks war, darüber kann man streiten. Es gibt Experten die behaupten, es wäre der Vertrag von Adrian Peterson aus 2011 (6 Jahre, 85 Millionen, 14,2 Million p.a.) andere deuten mit den Finger auf Ezekiel Elliots Vertrag aus 2019 (6 Jahre, 90 Millionen, 15 Millionen p.a).
Es ist nicht mal die Höhe der Verträge, welche es für Runningbacks immer schwieriger macht, einen aus Ihrer Sicht angemessenen Vertrag zu bekommen – Grund dafür sind die Zahlen, die gegen die Position des Runningbacks sprechen.
Hier gibt es verschiedene Theorien, woran das liegen kann. Diese Theorien erstrecken sich vom Alter 28, über +300 Rushing Attempts in einer Season bis zu 1000+ Rushing Attempts in den ersten Jahren- wir vertrauen hier aber auf die Zahlen, welche uns Analytics liefern kann.
Wenn man sich die Analytics Zahlen anschaut, dann sieht man, dass sich seine Zahlen verschlechtern, wenn ein Spieler seinen zweiten Vertrag unterschreibt. Seien es Verschlechterungen bei den Attempts, Yards per Carry, Yards after Tackle, Broken Tackles oder die steigende Stuff Rate.
Fakt ist aber auch, dass, wenn man in der jüngeren Vergangenheit sucht, bei den Super Bowl Siegern der letzten Jahre in der Regel günstige Rookies oder Spieler, die in einem günstigen FA Deal verpflichtet wurden, die Last getragen haben, wie man an den folgenden Beispielen sehen kann:
- 2022 – Chiefs – Pacheco 870k $
- 2020 – Buccaneers – Fournette 2 Millionen $
- 2017 – Eagles – Blount 900k $
- 2016 – Patriots – Blount 760k $
Was bedeutet das denn nun für die Steelers?
Aktuell sind die Steelers für die 2023er Saison mit Najee Harris und Jaylen Warren auf RB1 und RB2 gut aufgestellt – RB Nummer 3 wird noch im Camp gefunden werden, der liegt aber erstmal außerhalb des Fokus.
Schauen wir anhand von Warren und Harris in die nähere Zukunft: Warren steht bis 2024 unter Vertrag und Harris potentiell bis 2025.
Warren wird in 2023 870k $ und 2024 985k $ verdienen. Harris wird 2023 1,18 Millionen $ und 2024 2,4 Millionen $ verdienen
Für Harris müssen die Steelers sich 2024 entscheiden, ob sie die 5th Year Option für 2025 ziehen werden oder nicht. Seit 2011 haben die Steelers die 5th Year Option nur 4-Mal nicht gezogen, zuletzt bei Terrell Edmunds und Devin Bush.
Harris wird die Steelers mit der Option je nach Incentive Stufe von 6,24 – 11,65 Millionen Dollar kosten – aufgrund der folgenden Kriterien:
- Basis 5th Year Option = 6,24 Millionen
- Snap Anzahl- 75% in 2 von 3 Saisons oder durchschnittlich 75% über alle 3 Saisons oder 50% in allen 3 Saisons = 7,08 Millionen = Durchschnitt von 3 – 25 bestbezahlten Spieler
- Eine Pro Bowl Nominierung (KEINE Ersatz Nominierung) = 11,65 Millionen = Transition Tag
- Multiple Pro Bowl Nominierungen (KEINE Ersatz Nominierung) = 11,65 Millionen = FranchiseTag
Die Nominierung in den Pro Bowl 2021 zählt nicht, da er nur als Nachrücker / Alternate in den Pro Bowl gekommen ist, somit wird Harris die letzte Stufe nicht erreichen können.
Harris wird mindestens die erste Stufe erreichen, denn die nötige Snap Anzahl sollte mit 84% und 66% in den ersten beiden Jahren erreicht werden.
Aber warum müssen wir über Najee reden? Ganz einfach:
Die Liga ist gerade an einem kritischen Punkt angekommen. Viele fordern sogar die NFLPA auf, mit dem nächsten CBA den Franchise Tag, wenn nicht sogar die 5th Year Option komplett loszuwerden.
Ein nicht geringer Teil der Runningbacks (u. a. Derrick Henry, Christian McCaffrey, Jonathan Taylor) der Liga – zu denen auch Harris gehört – hat sich sehr kritisch zu den aktuellen Entwicklungen geäußert.
Najee Harris bekundet seinen öffentlichen Support für seine Kollegen, welche sich im Holdout befinden. Er fordert mehr Respekt für die Leistung und entsprechende finanzielle Wertschätzung für die Position des Runningbacks ein.
Dies lässt den ein oder anderen schon an die Offseasons und Saisons 2017 und 2018 und die Zeiten mit Le’Veon Bell zurückdenken, wo die Steelers einen ähnlichen Tanz mit ihrem Star Runningback hatten.
Aber damals hat sich bereits gezeigt, dass Bell durch Conner – natürlich auch durch die hervorragende Offensive Line – annähernd ersetzt werden konnte. Und auch Jaylen Warrens Leistung lässt keinen Zweifel daran, dass er in 2023 mehr Snaps als in 2022 verdient hat.
Das beste Argument was Harris liefern kann ist eine starke Saison 2023 und den Steelers damit keine andere Wahl lassen, außer in 2024 die 5th Year Option zu ziehen und über einen zweiten Vertrag zu verhandeln.
Die Zukunft wird uns zeigen, wie sich der Markt auf dieser Position entwickeln wird und wie die Steelers die Vertragssituation und die Leistung von ihrem 2021 1st Round Pick Najee Harris nach der 2023er Saison bewerten werden.
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